"Warum ich am 1. Mai auf die Straße gehe"

Der erste Mai ist doch eigentlich etwas für ArbeiterInnen aus den Großbetrieben, oder? Oder nur für eingefleischte Gewerkschaftsmitglieder? Irrtum, meint Cornelia Geeve, Honorarlehrkraft für Deutsch als Fremdsprache und Mitglied im Landesarbeitskreis DaF der GEW.

ArbeitnehmerInnen und Honorarkräfte haben viele Gemeinsamkeiten

Der Erste Mai betrifft alle, die davon leben müssen, ihre Arbeitskraft zu einem möglichst guten Preis zu verkaufen. Wir Honorarlehrkräfte sind offiziell zwar selbstständig, aber wir sind weit davon entfernt, "Unternehmer/innen" zu sein: Wir sind genauso darauf angewiesen, unsere Dienstleistung zu verkaufen und Geld zum Leben zu erwirtschaften wie ArbeitnehmerInnen. Wer nicht gerade reich geerbt hat, sollte seine Interessen am 1. Mai gemeinsam mit vielen anderen auf der Straße zum Ausdruck bringen.

Historische Plakate zum 1. Mai vom DGB [Quelle und mehr Info]


Soziale Rechte für alle!

Sieht man sich die Liste der Rechte an, die Gewerkschaften für Arbeitnehmer*innen erkämpft haben, so wird schnell klar, dass wir Honorarlehrkräfte davon nur träumen können. Wir sind quasi die modernen Tagelöhner dieser Gesellschaft. Das sollten wir nicht brav und widerstandslos hinnehmen, sondern sichtbar und hörbar bessere Bedingungen für unsere Tätigkeit fordern. Auch wenn wir gar keine festen Arbeitsverträge haben und auch (oder gerade), weil wir quasi eine staatliche Aufgabe wahrnehmen.

 

Der 1. Mai bietet dazu eine hervorragende Gelegenheit. Unser Auftreten wirkt hier nicht nur über Fotos und Presseberichte und die Präsenz auf der Straße nach außen, sondern auch nach innen, in die Gewerkschaften und die ArbeiterInnenbewegung hinein. Hier können wir uns einerseits solidarisch mit ArbeitnehmerInnen erklären, die heutzutage vielfach um die Verteidigung der erkämpften Rechte ringen. Andererseits zeigen wir zugleich, dass es auch in Deutschland Menschen gibt, für die diese sozialen Schutzrechte noch immer nicht gelten.

 

Ein Prinzip der Gewerkschaft und eine große Stärke der ArbeiterInnenbewegung ist schließlich die Solidarität. Nur gemeinsam lassen sich unsere Interessen gegen die wirtschafltich und politisch Mächtigen durchsetzen. Nur wen man kennt, kann man auch unterstützen. Nur wer bekannt ist, wird Unterstützung erfahren.

Einige aktuelle Kämpfe von Honorarlehrkräften

Urlaubsentgelt: Warum ist es so schwer, ein bestehendes Recht auch zu nutzen?
Urlaubsentgelt: Warum ist es so schwer, ein bestehendes Recht auch zu nutzen?
Im September 2017 forderten Berliner VHS-DozentInnen das Land Berlin vergeblich zu Tarifverhandlungen auf. Warum verweigert der Staat soziale Sicherheit?
Im September 2017 forderten Berliner VHS-DozentInnen das Land Berlin vergeblich zu Tarifverhandlungen auf. Warum verweigert der Staat soziale Sicherheit?
Bei der Berechnung der Krankenkassenbeiträge wird ein fiktives Mindesteinkommen zugrunde gelegt. Ist das solidarisch?
Bei der Berechnung der Krankenkassenbeiträge wird ein fiktives Mindesteinkommen zugrunde gelegt. Ist das solidarisch?

Solidarisch gegen rechte Menschenfeindlichkeit

Viele Menschen, die zufällig an anderen Orten als in Deutschland geboren wurden, nehmen an der 1. Mai-Demo teil. Wir werden also Seite an Seite mit Menschen demonstrieren, die vielleicht einmal einen unserer Kurse besucht haben - oder deren Eltern.
Der 1. Mai setzt immer auch ein Zeichen gegen Rassismus und rechte Menschenfeindlichkeit. Das ist leider eine drängende aktuelle Aufgabe.

Kommt zum Ersten Mai!

Lasst uns Solidarität in allen Facetten mit Leben füllen! Kommt zum 1. Mai, bringt KollegInnen aus DaF/DaZ und der Weiterbildung mit und schließt euch unserer Gruppe an. Haltet einfach Ausschau nach unserem Banner (siehe Foto) um 9:45 Uhr an der Zahnradbahn / Marienplatz.

Plakate zum 1. Mai vom DGB: Einige Themen haben nichts an Aktualität eingebüßt. [Quelle und mehr Info]


Druckversion

Download
Warum ich am ersten Mai auf die Straße gehe - Druckversion
Warum ich am ersten Mai auf die Straße g
Adobe Acrobat Dokument 377.4 KB